Durch die Corona-Krise konnten in Bezug auf Digitalisierung einige Fortschritte in der Immobilienwirtschaft gemacht werden,…
Plötzlich ist Druck da – Branchenstimmen zu Corona und den Auswirkungen auf die Immobilienbranche
Die unerwartete, durch Corona ausgelöste Krise führt offenbar in vielen Immobilienunternehmen zu verändertem Handeln. Plötzlich ist Druck da, auf Kosten zu achten, Prozesse effizienter zu machen, auch unabhängiger vom plötzlich doch als Ausfallfaktor wahrgenommenem „Mensch“. Für PropTechs mit fertigen Lösungen hat die Corona Krise fast durchgängig eine stark erhöhte Nachfrage gebracht. Die Auswirkungen auf Branche sind ungewiss, werden aber sicherlich tiefgreifend.
Vor Corona wurden PropTechs bestenfalls müde angelächelt, wenn sie ihre Lösungen mit Sales-Argumenten wie Kostenoptimierung und Effizienz durch Automatisierung anboten. Schlimmstenfalls führte dies zu Hohn & Spott wegen Irrelevanz. Ob voller Auftragsbücher, gut gehendem Business und dem völligen Fehlen jeglichen Leidensdrucks war das Sprechen über „bessere“ Prozesse schlicht kein Thema, dem es sich lohnte Zeit zu widmen.
Zwar gab es durchaus eine Reihe Unternehmen, denen der Rückstand technologisch bewusst war, die die Endlichkeit ihrer Geschäftsmodelle voraussahen und sich strategisch wie auch operativ mit ihrer Neuausrichtung beschäftigten. Doch wie in allen Branchen gab es hunderte Argumente, dies langsam, gemächlich, mit nicht besonders viel Druck und insbesondere nicht besonders viel Budget umzusetzen.
Spürbarer Druck
Mit Corona, der Krise und dem vielleicht doch am Horizont aufziehenden Sturm, der eben nicht nur den Shoppingcenter- oder Hotelbetreiber an seine Grenzen bringt, ist etwas aufgekommen: Druck. Zu Handeln. Zu schützen. Zu optimieren. Sich auszurichten und zu wappnen.
Für jede Innovation braucht es Druck. Und es gibt kein Ereignis in Wissenschaft, Natur oder Wirtschaft, in der Struktur verändernde, grundlegende, exponentielle Veränderung ohne solchen Druck von außen erfolgt wäre. Dies müssen nicht gleich Meteoriten-Einschläge oder ein Blitzeinschlag zum Entdecken des Feuers sein. Es muss auch nicht so desaströs ausgehen wie bei Nokia oder Kodak, die den Schuss nicht hörten, während ihre alten Geschäftsmodelle von einem auf den anderen Tag zerstört wurden. Doch wie tiefgreifend der Strukturwandel ausgelöst durch Corona sein wird, ist etwas, dass erst in den Geschichtsbüchern angemessen bewertet werden kann.
Viele wünschen sich eine Rückkehr zum „Status quo“ vor Corona. Wo vieles klarer und einfacher war. Obwohl die Krise, der Shut Down, die Analysen Jahrzehntelang gepflegte Schwachstellen offenbaren, macht das Neue, das Veränderte Angst und weckt die Sehnsucht nach Vertrautem.
Doch der wirtschaftliche Druck – und sei es bei einigen bisher nur die Angst vor dem noch kommenden – wird Veränderung bringen.
Die Kurzsichtigen
Ganz wenige, dafür laute Stimmen geben von sich, dass es zu früh sei für strategische Themen. Das es jetzt um Operatives gehe, um Bestandssicherung und Krisenresistenz – und dass dies NICHTS mit Digitalisierung zu tun habe. Sogar die Aussage, dass PropTech Lösungen, die jetzt helfen können die Ziele zu erreichen oder zu optimieren die Generation der jetzt im Chefsessel sitzenden Entscheider „nicht anspreche“. Vielleicht passt dazu die Erkenntnis, dass die Generation „Golf“ sich grundsätzlich schwer tut mit dem positiven Menschenbild, auf dem agile Methoden, Startup Thinking und erfolgreiches Unternehmensmanagement vieler großer Giganten beruht, bei dem von mündigen, verantwortungsbewussten Mitarbeitern ausgegangen wird.
Die Aufgeweckten
„Die Branche, die Welt wird nach Corona anders aussehen“, gab ZIA-Präsident Andreas Mattner in seiner Key Note beim #PropTechSpecial am 05.05.2020 zum Thema Regulatorische Rahmenbedingungen: welche Hürden müssen jetzt noch fallen, damit Immobilienunternehmen digital & zukunftsfähig durch die Krise kommen? Nicht nur Dr. Mattner glaubt, dass wir auch nach der Krise noch ein Schwergewicht als Branche sein werden. Gibt aber auch zu bedenken, dass vieles umgewirbelt werden wird und Marktkonsolidierung auch im Feld der heutigen Bestandsfirmen aufräumen wird. „Die Startups von heute sind die großen Unternehmen von morgen.“ Das habe er oft genug erlebt.
Für diejenigen, die überleben oder sogar erfolgreich sein wollen, braucht es heute Mut. Das meint explizit jetzt gegen den Strom schwimmen. Eben nicht Innovations- und IT-Budgets „optimieren“, meint kürzen und Fokus aufs Kerngeschäft – zumindest nicht in dem Sinne, dass Digitalisierung dabei keine Rolle spielt. Wie Dr. Mattner sagt: „Das Dümmste, was man machen könnte ist jetzt nicht auf Zukunftstechnologie zu setzen.“
Wie recht er haben wird, weiß heute keiner aus unserer Branche. Doch Blicke in den Finanzbereich und Fintech beispielsweise zeigen eindrucksvoll was geschieht, wenn sich in den hohen Glastürmen die Bänker zu lange sicher fühlten.
Die Macher
Beim Digital Leaders Council, der regelmäßigen Zusammenkunft von Digital-Entscheidern und Zukunftsmachern der Immobilienbranche bestand Ende April nach Wochen des Shut Downs Einigkeit, dass die Gefahr für die Etablierten mindestens genauso groß ist, zum Verlierer zu werden wie in den Krisen 2000/01 sowie 2008/09, als Innovationsbudgets trotz lauter Mahnungen bei vielen runtergeschraubt wurden.
„Nur weil wegen Corona Manager jetzt alle wissen, wie eine Kamera im Video Call ausgerichtet wird, heißt das nicht, dass sie wissen wie Prozesse digital aufgesetzt werden“, sagte ein Teilnehmer im Council. Wie nachhaltig die entfalteten Aktivitäten auf Seiten der Corporates sein werden, die seit April aktiv neue Tools ausprobieren, wie beispielsweise digitales Vermieten oder Planungsabsprachen per Video Call am interaktiven Modell, ist zwar ungewiss. Doch einheitliches Feedback von Zukunftstreibern aus der Branche ist, dass sich letztes Jahr noch der Mund fusselig geredet wurde, aber Führungskräfte regelmäßig ein „geht nicht“ Digitalisierungs-Bemühungen per Totschlag-Argument beendete. Aber durch Corona geht es doch. Und es erscheint völlig surreal, dass nach Corona alles wieder normal und herkömmlich umgestellt werden sollte. Welche Gründe könnten nach dem gesunden, effektiven Schub in kürzester Zeit zur Rückkehr bewegen? Nach logischem Menschenverstand weist jeder die Angst vor Rückschritt von sich. Doch ebenfalls ganz offen, wenn auch nur im vertraulichen Austausch sprechen diejenigen, die sich spätestens jetzt als Treiber hervortun über Angst, dass die Zweifler, die Verhinderer es doch schaffen die so dringend notwendigen Bemühungen wieder zurückzudrehen. Aus Bequemlichkeit, aus Kurzsichtigkeit. Oder schlicht, weil sie es nicht besser wissen und nicht anders können. Gewissheit gibt es nicht, doch kein Indikator, insbesondere auch beim Blick in die Geschichte oder andere Branchen weist darauf hin, dass Corona einfach so vorbeigeht und nichts hinterlassen haben wird. Im Gegenteil. Es wird eher ein reinigendes Gewitter werden, dass intern in Unternehmen wie extern auf ganze Branchen und jeden einzelnen bezogen die erdrückende Luft, Last der Vergangenheit in frische klare Perspektiven verwandelt. Besonders, wenn „the very new normal“ noch Monate Abstandsgebote, Social Distancing und damit verbunden tiefgreifend veränderte Verhaltensmuster bedeuten wird.
Wie andere Krisen wird auch Corona eine gesunde Bereinigung bringen. Die Frage wird sein, wie werden sich die Geschäftsmodelle der Immobilienbranche in zwei, drei oder fünf Jahren verändern. Und wo stehen wir in zehn Jahren?
Plötzlich ist Druck da. Corona ist eine Chance für Veränderung. Und damit eine Chance für die Gewinner von Morgen, die Potentiale für bessere Prozesse und effizientere Lösungen heute zu implementieren. PropTechs können dabei Teile der Antwort liefern, um kurzfristig und nachhaltig unanfälliger gegen Krisen zu werden. Die Hausaufgaben intern, die Grundlagen zu schaffen, um digital unterwegs zu sein und langfristig auch zukunftsfähig das Geschäftsmodell zu wandeln, waren bisher nie so drängend wie jetzt.
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Alexander Ubach-Utermöhl Sarah Maria Schlesinger
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